Floriks Fantastereien

Angefressene Wasserleichen

Eine Szenario-Skizze. Angesiedelt in Fantasy-Salzburg, aber das lässt sich leicht ändern.


Ein heißer Augusttag ist vorüber. Die Nacht hat sich übers Land gelegt. Das erwartete Gewitter ist nicht gekommen. Der Mond steht rund und weiß am Himmel. Die Mücken summen.

Eines der Ruder begegnet einem Widerstand. Nanu, vielleicht Treibgut? Tatsächlich, im schwarzen Wasser der Nacht bewegt sich etwas, weiß und blass im Mondlicht. Es ist ein menschlicher Arm, er taucht ein Stück auf, mit der Hand voraus, alle Finger ausgestreckt, als wollte er etwas greifen.

Kurz darauf taucht der Rest des Toten auf. Eine aufgeschwemmte Wasserleiche, nicht leicht zu identifizieren, aber halbwegs vollständig. Nur die Schulter und der linke Fuß, die wurden weggefressen.

Personen

Jeremias Quintus, Krankenpfleger. Schmal und ausgezehrt. Gute, aber schmutzige Kleidung. Strähnige schulterlange Haare. Sohn eines Kaufmanns, versorgt die Bedürftigen, die in den zugigen Häusern und Schuppen am Wasser leben, mit angestoßenen Lebensmitteln aus den Lagern seiner Eltern. Wundert sich: In letzter Zeit sind mehrere seiner Patienten wie vom Erdboden verschwunden. (Geheimnis: Macht sich besondere Sorgen um einen seiner ältesten Patienten, den Fischer Joseph Traun, der seit dem Tod seiner Frau im letzten Herbst seine Tage damit verbringt, ins Wasser zu starren.)

Joseph Traun, Fischer. Glatzköpfig, eingefallen. Labbrige Falten zeugen von früherer Korpulenz. Jetzt ist nichts davon übrig. Seine Frau Gertrudis ist bei der Geburt des lange ersehnten Kindes gestorben, und das Kleine auch. Seither ist die Welt für Joseph nur ein elendes Jammertal. (Geheimnis: Aus Mitleid ertränkt er die Alten und Kranken in der Salzach, nicht ohne ihnen zuvor einen Stein in den Kittel zu binden, damit sie unten bleiben.)

Elisabeth Gluck, Anführerin einer Kinderbande. Sommersprossen, fehlender Schneidezahn. Ihre Eltern sind arm, sie sammeln Treibgut am Ufer, erklärt sie, und natürlich versuchen sie auch, ein paar Äschen oder Forellen zu fangen. (Geheimnis: In Wirklichkeit angeln die Kinder mit Ködern vom Friedhof auf Hechte, die so groß sind wie sie selbst, und nachts scheuen sie nicht davor zurück, Betrunkene auszurauben oder Fischern Ausrüstung zu stehlen.)

Georg Gluck, Hafenarbeiter. Löchrige Kleidung, aber stets ordentlich gekämmt, gibt sich Mühe und sitzt sonntags in der vordersten Kirchenbank, die nicht für irgendwelche Bürger reserviert ist. Vater von Elisabeth. (Geheimnis: Versucht, die Kinderbande seiner Tochter als Diebesbande auszubilden, und weist auf besonders lohnende Bootsladungen hin - bisher überwiegend vergeblich.)

Constantia Gallhuber, Hauptfrau der Wache. Muskulös. Lange Narbe quer übers Gesicht. Sucht mit drei untergebenen Wachleuten nach gestohlener Ausrüstung der Fischer und verschwundenen Fischern. (Geheimnis: Die Fischer versorgen sie täglich mit Frischfisch, um sie zu motivieren, was das Gegenteil bewirkt: Gallhuber lässt sich Zeit und täuscht Eifer nur vor.)

Die Hechte der Salzach. Elegante Schatten im Dunkel des Flusses. Bis zu 1,50 Meter lang und 20 Kilogramm schwer. Alle Fischer wissen: Hechte sind Raubfische, die selbst Blässhuhnküken oder geschwächte Artgenossen gern verspeisen. (Geheimnis: Diese Hechte haben sich in letzter Zeit an den Verzehr von Menschenfleisch gewöhnt und beißen nach ins Wasser eingetauchten Gliedmaßen.)

Orte

Fischerhäuser. In solchen feuchten Hütten wohnt nur, wer muss - oder auf dem Fluss seinen Lebensunterhalt verdient. Was oftmals zusammenfällt. (Geheimnis: Die meisten Fischer ergänzen ihren kargen Lebensunterhalt durch Schmuggel von Eisenwaren aus Kärnten und Getreide aus Baiern.)

Unter der Brücke. Es gibt nur die eine Brücke in der Stadt, die nachts geschlossen wird. Der Übergang ist bewacht. (Geheimnis: Gerade deshalb ist das Versteck unterhalb so sicher. In einer kiesbedeckten Kiste befinden sich silberne Kerzenhalter und ein Siegelring des Herzogtums Steiermark.)

Sogenannter Armenfriedhof am Flussufer. Hier werden die Ertrunkenen als mutmaßliche Selbstmörder in ungeweihter Erde bestattet. (Geheimnis: Elisabeths Kinderbande behauptet, hier nach Regenwürmern zum Angeln zu suchen, gräbt aber neuerdings oft fleischigere Köder aus.)

#adventure #deutsch