Floriks Fantastereien

Spiel im Heft: Bloß keine halbe Portion!

In der aktuellen Ausgabe 149 der Spielezeitschrift Fairplay ist ein zweiseitiges Erzählrollenspiel von mir enthalten: Salzburger Geheimnisse.

Im Heft steht es nicht, um niemanden zu verwirren, aber viele von euch werden wissen, dass es dieses Spiel als Secrets of Salzburg seit über einem Jahr auf Englisch gibt und dass ich an einer deutlich umfangreicheren deutschen Ausgabe arbeite, die ebenfalls Salzburger Geheimnisse heißen wird.

Ist die Heftversion also nur eine Probierpackung? Ja und nein.

Nein, weil...

Was ich unbedingt vermeiden wollte, war, etwas Unvollständiges im Heft zu veröffentlichen. Vielmehr wollte ich dem Publikum ein Spiel präsentieren, das es genau so spielen kann, wie es ist. Um Himmelswillen keine halbe Portion. So etwas hasse ich als Leser.

Meine Überlegungen waren:

  1. Der Umfang sollte in etwa der zweiseitigen englischen Ausgabe entsprechen, die ja durchaus spielbar ist und tatsächlich gespielt wird. Das war also ein perfektes Modell.
  2. Den Inhalt wollte ich möglichst an die Leserschaft der Fairplay anpassen, die (anders als Menschen, die in Game Jams auf itch.io stöbern) überwiegend wenig Erfahrung mit spielleitungslosen Erzählrollenspielen haben dürfte.
  3. Außerdem wollte ich einige kleine Verbesserungen einbauen, die ich seit der Veröffentlichung von Secrets am Regelwerk vorgenommen habe.

Die Fairplay-Ausgabe von Salzburger Geheimnisse enthält daher persönliche Ziele als viertes Element der Figurenerschaffung, die es in der englischen Version noch nicht gab, und das in einigen Punkten verbesserte "Orakel" für die Risiko-Aktionen.

Aus Platzgründen finden sich wie in Secrets nur sechs Figurenoptionen je Kategorie (in der großen Ausgabe werden es 14 sein), und statt drei Abenteuer-Entwürfen ist nur eine Intrige dabei, die aber etwas ausführlicher: Sie gibt fünf konkrete Szenen vor, die eine unerfahrene Gruppe spielen kann. Vielleicht denken sich die Spielenden darüber hinaus eigene Szenen aus. Wenn nicht, haben sie hoffentlich 90 bis 120 Minuten Spaß und lassen es dabei bewenden.

Auch habe ich im Heft eine simple Struktur vorgeschlagen, die beispielsweise definiert, wer in einer Szene die Opposition spielt, während die englische Ausgabe das den Spielenden überlässt und die große Ausgabe für ihr sogenanntes OMO-Prinzip (jede Szene braucht Ort, Motivation, Opposition) allein zwei Seiten aufwendet.

Für mich persönlich sind alle drei Versionen das gleiche Spiel. Unterschiedlich aufbereitet, das ja, mit verschiedenen Schwerpunkten, aber das angestrebte Spielerlebnis ist identisch.

Ja, weil ...

Das Ziel war letztlich, ein paar Fairplay-Leser:innen zum Spielen zu bringen. Zum Ausprobieren. Insofern ist die zweiseitige Heftversion doch auch wieder eine Probierpackung, aber eine, die – um im Bild zu bleiben – hoffentlich für einen Abend satt macht.

Wenn sie darüber hinaus Lust auf weitere Erzählrollenspiele wecken sollte, hätte ich sicher nichts dagegen.

Über die Fairplay

Damit war mein Teil der Arbeit erledigt. Den Rest der Arbeit hatte Fairplay-Redakteur Marcus Eibrink-Lunzenauer: das wunderbare Layout! Als Freund von schwarzen Umrissen auf weißem Papier schätze ich ganz besonders, wie er die Ansicht der Stadt Salzburg von Johann Wolgemut aus der Schedel'schen Weltchronik bearbeitet hat. Marcus war auch derjenige, der das Projekt – kurzfristig, aber entschieden – angestoßen und alle meine Zweifel ausgeräumt hat.

Die Fairplay ist die vermutlich zweitgrößte Zeitschrift für Brettspiele in Deutschland. Sie erscheint vierteljährlich. Seit ein paar Jahren gibt es eine regelmäßige Rollenspielecke, die meistens aus ein bis zwei Seiten Rezension besteht. Ein Jahresabo kostet derzeit 28 Euro inklusive Porto, eine Einzelausgabe 8 Euro.

#deutsch #gamedesign #pbta