Floriks Fantastereien

Der Preis eines Rollenspiels

Lasst uns über Geld reden.

Auf itch.io sind manche meiner Rollenspiele kostenlos, für andere verlange ich eine kleine Summe und eines ist fast schon teuer. Warum? Ich habe heute Lust, das mir und euch zu erklären.

Vorneweg sollte ich sagen, dass ich erstens ausschließlich von digitalen Ausgaben spreche und zweitens der Preis eines Rollenspiels natürlich immer der ist, den die Autorin nach ihrem Gutdünken festlegt. Die Erwägungen unten beziehen sich also nur auf meine eigenen Spiele, für deren Preise ich verantwortlich bin. Welche Preise ihr für eure verlangt, ist eure Sache.

15 Euro

Die einfachste Frage: Warum ist Lange Schatten in Bad Bründlholz so teuer? Antwort: Weil so viel Arbeit darin steckt.

Nun habe ich, wie kürzlich erwähnt, nicht die Hoffnung, mit dieser Arbeit jemals einen vernünftigen Stundensatz zu erreichen. Aber eine gewisse Schwelle zu setzen, war mir wichtig. Ich bin, als mein strengster Kritiker, von Text und Inhalt dieses Spiels rundum überzeugt. Und für alle, die 15 Euro keinesfalls ausgeben können, gilt weiterhin: Schreibt mir eine Nachricht, ihr kriegt es umsonst.

0 Euro

Standardmäßig kostenlos sind dagegen selbstverständlich Übersetzungen wie Der Preis des Wissens und Rabauken & Ruinen. "Selbstverständlich" sage ich nicht, weil ich der harten Arbeit des Übersetzens keinen Wert zubillige. Im Gegenteil, ich habe das jahrelang beruflich gemacht. "Selbstverständlich", weil auch die Autoren für diese feinen Werke kein Geld verlangen.

Bei eigenen Werken tendiere ich dazu: Je mehr Story und Situationen, je mehr Erzählmaterial in einem Spiel steckt, desto wichtiger ist es mir, zumindest eine kleine Summe zu nehmen. Vielleicht, weil das Material zu sammeln und zu formulieren und immer wieder zu überarbeiten sich für mich nach harter Arbeit anfühlt.

Hingegen dürfen reine Regelsysteme wie alea atra oder Byakhee nach meinem Verständnis umsonst sein. Das sind Ideen, die von irgendwo kommen, die ich variiere, kombiniere, für meine Mitspielenden niederschreibe. Sie sollen anschließend weiter kursieren, und das fällt bei einem Preis von 0 Euro leichter. Obwohl auch in diesen Veröffentlichungen Tests und Überarbeitungen stecken. Ich habe nie behauptet, konsequent zu sein.

Außerdem erscheint es mir geraten, Spiele kostenlos zu verteilen, wenn mehrere Personen daran gearbeitet haben. Freundschaften sind schon an Geld zerbrochen, zum Beispiel die Partnerschaft von Mun Kao und Zedeck Siew, aus der 1000 1000 Islands und Reach of the Roach God hervorgingen. Ich möchte keinesfalls, dass ich mich nach einem überraschenden Erfolg eines Spiels mit Layouter:innen, Grafiker:innen, Freund:innen über Geld streiten muss, statt ihn zu genießen.

1 bis 6 Euro

Nach heutigem Stand kosten Drei närrische Raben und Gläserne Revolution je eine kleine Summe, Es klingelt und Schurkische Sonette noch kleinere Beträge. Nicht mehr als eine Anerkennung, die es mir ermöglicht, mir gelegentlich ein neues System oder Modul zu kaufen. Wenigstens trägt sich das Hobby selbst.

Wann einen, wann sechs Euro? Ehrlich gesagt, das berechne ich nach der Formel Seitenzahl mal Bauchgefühl.

Warum überhaupt ein, zwei Euro verlangen? Ist das nicht eine unnötige Hürde? Manchmal kommt es mir in der Tat so vor. Aber andererseits ist es meine Überzeugung, dass gute Arbeit Geld kosten darf, nein, muss. Und wenn viele Menschen eins meiner Spiele herunterladen, um es am nächsten Tag zu vergessen und nie zu spielen, habe ich schließlich nichts davon. Ausschläge in der Download-Statistik machen höchstens für Sekundenbruchteile glücklich. Und auch diejenigen, die sie herunterladen, haben wenig von hunderten angelesenen, ungespielten digitalen Zines auf der Festplatte.

Übrigens, Community Copies haben sich in meinen Augen leider nicht bewährt. Bei vielleicht 40 ausgegebenen Freiexemplaren hat in genau einem Fall jemand anschließend ein paar Sterne hinterlassen, wie von mir erbeten, aber nie eine einzige Rezension.

Was kostet das nächste Spiel?

Der Grund, warum ich mir die Frage nach dem richtigen Preis derzeit öfter stelle, ist natürlich die Arbeit an Salzburger Geheimnisse. Was soll ich eines Tages für die fertige Version nehmen?

Im Augenblick tendiere ich dazu, den Preis in Euro mit der Zahl der enthaltenen Intrigen gleichzusetzen, also der Zahl der Spielabende, für die das Material mindestens reicht. (Intrigen sind die Abenteuer beziehungsweise Szenarien in SG.) Wie viele dieser Intrigen enthalten sein werden, weiß ich noch nicht, kann also keinen festen Preis nennen und muss es ja zum Glück auch noch nicht.

#gamedesign #politics